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Vitamin B12

Vitamin B12

 

DAS Vitamin für Nervensystem und Blutbildung

Das wasserlösliche Vitamin B12 spielt eine Schlüsselrolle bei der Bildung roter Blutzellen und im Stoffwechsel von Proteinen, Fetten und Kohlenhydraten und schützt die Nervenzellen. Dr. Moritz Tellmann zeigt die Rolle von Vitamin B12 in der Sporternährung auf.

Vitamin B12 (Cobalamin) ist ein lebenswichtiger sogenannter Mikronährstoff, der eine bedeutende Rolle bei der Zellteilung und der DNA-Synthese spielt. Unser Körper kann ihn nicht selbst produzieren, weshalb wir ihn über unsere Nahrung aufnehmen müssen. Eine gute Versorgung mit Vitamin B12 ist deshalb so wichtig, weil sich ein Mangel erst zeigt, wenn es schon zu irreversiblen Schäden speziell im zentralen Nervensystem gekommen sein kann.

Lebenswichtige Funktionen

Vitamin B12 hat im Körper viele absolut lebenswichtige Funktionen. So ist es maßgeblich an einer ordnungsgemäßen Zellteilung vor allem im blutbildenden System beteiligt und sorgt dafür, dass sich die Vorläuferzellen der Hämatopoese (Blutbildung im Knochenmark) korrekt differenzieren. Bei einem Mangel kommt es zu einem veränderten Aussehen der Leukozyten, Thrombozyten und Erythrozyten. Im Vollbild dieser Störung spricht man von einer perniziösen Anämie (einer vernichtenden Blutarmut). Diese kann lebensbedrohlich werden.

Eine weitere absolut relevante Funktion ist die Gewährleistung des Neuronenstoffwechsel im zentralen und peripheren Nervensystem: Ein Mangel führt hier zu schwerwiegenden Funktionsstörungen in Nervenzellen mit potenzieller Entmarkung und damit zu einer drastischen Minderung der Leitung von Aktionspotenzialen zwischen Nervenzellen. Das Krankheitsbild, das bis hin zur Irreversibilität fortschreiten kann, nennt sich „funikuläre Myelose“ (Englisch: „subacute combined degeneration of the spinal cord“). Es kommt zu Ausfallerscheinungen mit Taubheit, Lähmung, Koordinationsschwierigkeiten und auch neuropathischen Schmerzen bis hin zu zentralen Funktionsstörungen des Gehirns. Eine Assoziation mit demenzieller Entwicklung und auch affektiven und psychischen Störungen konnte gezeigt werden.

Mangel ist selten

Unter anderem ist durch die bekannte Werbung eines Vitamin- B12-Sprühpräparates zur vermeintlichen Steigerung der Leistungsfähigkeit im Alltag das (aktive) Vitamin mit dem schönen Namen Adenosylcobalamin in vieler Munde. Dabei muss ich ihm den Mythos des „Power-Vitamins“ erst einmal nehmen. Ein wirklicher Mangel an Vitamin B12 ist in unseren Breiten sehr selten, da der Körper dieses Vitamin nach adäquater Zufuhr ziemlich lange in der Leber und Niere speichern kann. So kann sogar ein mehrjähriger vollständiger Versorgungsengpass ohne Mangelerscheinungen überbrückt werden.


ERKENNUNG EINES MANGELS
Einen Frühmarker eines Mangels stellt das Holocobalamin im Serum dar. Der Nachweis der beiden Stoffwechselprodukte Homocystein (wichtiger kardiovaskulärer und atherogener Risikofaktor) und Methymalonsäure vor allem im Urin ist nahezu beweisend für einen bereits eingetretenen Mangel. Die Gesamtmenge an Vitamin B12 ist kein zuverlässiger Marker der dauerhaften Versorgung!

Auf regelmäßige Zufuhr achten

Vitamin B12 als vermeintlichen Leistungsbooster im „Akutfall“ zuzuführen, ist aus physiologisch-biochemischer Sicht Unfug. Vielmehr ist es von höchster Relevanz, dieses Vitamin regelmäßig durch entsprechende Zufuhr von Vitamin-B12-haltigen Lebensmitteln zu sich zu nehmen, um den körpereigenen Speicher gut gefüllt zu halten.

Eine Sonderstellung nimmt die Resorption des Cyanocobalamins (inaktive Form des Vitamins B12 aus der Nahrung) ein: Es wird nämlich nur bei ausreichender Präsenz des sogenannten Intrinsic Factors (IF) aus dem Magen im Dünndarm resorbiert, was auch erklärt, warum eine Schädigung oder operative Entfernung des Magens zu einem langfristigen Mangel führen kann. Hier ist es dann zwingend nötig, die Vitamin-B12-Versorgung durch entsprechende Blutuntersuchungen zu kontrollieren um einen Mangel frühzeitig zu erkennen.

Tierische Lebensmittel als Top-Lieferanten

Top-Lebensmittel für die Deckung des Vitamin-B12-Bedarfs sind tierische Leber, Fisch, Thunfisch, Käse und Eier, mithilfe derer man den Bedarf gut decken kann. Aber selbst wenn man nur einmal wöchentlich tierische Produkte isst, kann der menschliche Organismus das durch die Speicherkapazität sehr gut abpuffern und ein Mangel ist nur in absoluten Ausnahmefällen zu befürchten.

Eine gewisse Gefahr, einen Mangel zu erleiden, besteht bei einer rein veganen Ernährungsweise, da Vitamin B12 so gut wie nicht in pflanzlichen Lebensmitteln verfügbar ist und die notwendige Menge von 4–5 Mikrogramm pro Tag für einen Erwachsenen so meist nicht erreicht wird. Pflanzliche Vitamin-B12-Quellen wie Bierhefe, Spirulina oder Chlorella enthalten kein aktives Vitamin B12. Es handelt sich zwar um ein ähnliches Molekül, das jedoch keinen echten Beitrag zur Versorgung liefert. Vegane Sportler sollten daher jährlich ihren Vitamin-B12-Spiegel beim Hausarzt testen lassen und – falls ein Mangel festgestellt wird – regelmäßig ein am besten aus reinem Cyanocobalamin bestehendes Präparat (in Apotheken erhältlich) einnehmen. Abzuraten ist von Multipräparaten mit allen B-Vitaminen, da durch diese „blinde“ Substitution eine Überdosierung mancher Vitamine entstehen kann.


DIAGNOSTIK BEIM ARZT
Bei Vitamin-B12-Spiegeln von mehr als 400 ng/l ist ein Mangel nicht wahrscheinlich und eine weitere Diagnostik so meist nicht erforderlich. Bei Vitamin-B12-Werten zwischen 200 und 400 ng/l ist eine Zuordnung nicht eindeutig. Eine zusätzliche Diagnostik von HoloTC, Homocystein und MMA ist hier sinnvoll. Ein Abfall der HoloTC-Konzentration auf Werte unter 35 pmol/l ist dabei ein erster Hinweis für einen Vitamin-B12-Mangel.
Werte unter 200 ng/l sprechen eindeutig für einen Vitamin- B12-Mangel, der unverzüglich therapiert werden sollte. Diese Bereiche gelten nicht bei Patienten mit Nierenerkrankungen mit eingeschränkter glomerulärer Filtration. Bei einem starken Mangel ist die Gabe von Vitamin B12 per Spritze (intravenös bzw. intramuskulär) anzuraten.

Substitution meistens nicht nötig

Eine Vitamin-B12-Substitution durch entsprechende Präparate ist bei den meisten Menschen, die sich ausgewogen ernähren und regelmäßig tierische Produkte zu sich nehmen, nicht nötig. Gerade die (teuren) Vitamin-B12-Sprays sind meiner Meinung nach unnötig. Auch wenn bei Sportlern die Versorgung mit Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren und Aminosäuren oft wichtiger erscheint, sollten Trainer und Ernährungsberater dieses Vitamin im Hinterkopf behalten, da Symptome eines Mangels sehr drastisch sind. In meiner Medizinerlaufbahn habe ich bisher weder einen Fall von funikulärer Myelose noch einen Fall von perniziöser Anämie erlebt.

Quellen:
• Herrmann W., Obeid R.: Causes and Early Diagnosis of Vitamin B12 Deficiency. In: Deutsches Ärzteblatt. Band 105, Heft 40, 2008, S. 680–685
• Biesalski H. K. et al.:Ernährungsmedizin, Fünfte Auflage. Thieme Verlag, 2017
• Biesalski H. K., Vitamin und Minerale Indikation Diagnostik Therapie, Thieme Verlag, 2016
• Leitzmann C., Elmadfa I.: Ernährung des Menschen, Fünfte Auflage. UTB Verlag, 2015


Dr. Moritz Tellmann | Der promovierte Humanmediziner mit Schwerpunkt Anästhesie, Intensivmedizin und Notfallmedizin arbeitet zusätzlich zu seiner Tätigkeit als Arzt als Personal Trainer, Autor sowie Ausbilder und Dozent an der IST-Hochschule. Er ist leidenschaftlicher Kraftsportler und Marathonläufer.

Foto: peterscheiber.media – stock.adobe.com

 

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