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So hilfst du deinen Kunden bei der Diät

So hilfst du deinen Kunden bei der Diät

Viele Trainierende verfolgen primär ein Ziel im Fitnesscenter: Sie möchten abnehmen. Doch trotz noch so großer Anstrengungen wollen die lästigen Kilos einfach nicht verschwinden. Einer der Hauptgründe dafür ist chronischer Stress; er macht das Abnehmen fast unmöglich. Wie Sie diesen Kunden dennoch helfen können, weiß Ernährungsexpertin Romy Dollé.

Sich konstant unter Druck fühlen – sogenannter chronischer Stress – hat einen starken Einfluss auf unser Gehirn und unser Essverhalten. Der Hormonhaushalt kommt aus dem Gleichgewicht und die „Hungerhormone“ werden übermächtig. Sie geben den „Sättigungshormonen“ keine Chance, wahrgenommen zu werden. Wer unter Dauerstrom steht, ändert deshalb meist unbewusst seine Essgewohnheiten. Chronischer Stress ist oft die Ursache dafür, dass wir zunehmen und/oder nicht abnehmen können.

Chronisch gestresst: das passiert im Körper

Ohne Pause sind wir dauernd angespannt, physisch und psychisch. Unser Körper ist in dauernder Bereitschaft zu reagieren – entweder anzugreifen oder zu flüchten. Bei Stress wird der Hypothalamus, ein Abschnitt des Zwischenhirns, aktiviert und löst in den Nebennieren die Produktion von Kortisol aus. Kortisol ist ein Hormon, welches normalerweise morgens hoch ist, damit wir frisch und munter in den Tag starten können. Über den Tag wird das Hormon abgebaut und ist am Abend am tiefsten. Wir sind entspannt, fühlen uns müde und können schnell einschlafen.

Ursachen von chronischem Stress

Es gibt verschiedene Ursachen, die chronischen Stress auslösen. Einerseits können es psychologische Ursachen wie familiäre Probleme, anstrengender Job, tägliches Pendeln im Stau, zu wenig Zeit für alle Verpflichtungen, Geldprobleme u.v.m. sein.

Genauso können physische Ursachen Auslöser für chronischen Stress sein. Beispiele sind regelmäßig zu wenig Schlaf oder häufiges Aufwachen in der Nacht, chronische Entzündungen im Körper, Infektionen, Autoimmunkrankheiten, Umweltgifte, chronische Diäten und/oder zu viel Ausdauertraining. Manchmal ist es dann nicht mehr so klar, eine Grenze zu ziehen und herauszufinden, was jetzt zuerst war. Wie beim Huhn und dem Ei.

Psychische und physische Probleme können sich als Auslöser auch gegenseitig begünstigen. Zum Beispiel kann bei täglichem Ausdauertraining (Joggen, Schwimmen, Radfahren etc.) die Erholung zu kurz kommen. Dadurch schwächt der Sportbegeisterte sein Immunsystem und ist häufiger krank. Nichtsdestotrotz wird weiter Ausdauersport betrieben. Folgeerkrankungen durch diesen chronischen Stress können sich vielseitig manifestieren.

Folgen von chronischem Stress

Die Folgen von chronischem Stress sind schwerwiegend. Dort, wo die persönlichen Schwachstellen sind, werden die Beschwerden zuerst wahrgenommen. Bekannte Folgen von chronischem Stress sind:
– erhöhter Blutzuckerspiegel,
– Heißhunger auf Kohlenhydrate (speziell Süßigkeiten/Zucker),
–  reduzierte Fähigkeit, Körperfett zu verbrennen,
– reduzierte Insulinsensitivität,
– gestörter Hormonhaushalt,
– verringerte Produktion von DHEA, Testosteron, Wachstumshormon und des Schilddrüsenhormons TSH,
– vermehrte Bildung von Bauchfett,
– Gefahr, eine Fettleber zu entwickeln,
– erhöhte Fettsäuren und Triglyceride im Blut,
– Herz- und Kreislaufbeschwerden (Bluthochdruck, Schwindel, Herzrasen, Atembeschwerden etc.),
– Verdauungsbeschwerden (Durchfall, Verstopfung, Reizmagen und/oder -darm),
– chronische Müdigkeit,
– Verlust der Libido, Erektionsprobleme,
– Spannungsschmerzen in Nacken und Kopf,
– Launisch und schnell verärgert, wenig Geduld,
– Depressionen und
– Schlafstörungen (Probleme beim Einschlafen und/oder Durchschlafen) etc.

 


KORTISOL

Das Hormon Kortisol, auch Todes- oder Stresshormon genannt, wird für lebenswichtige Funktionen im Körper unbedingt benötigt. Kortisol kann übermenschliche Kräfte im Körper freisetzen, damit wir in lebensgefährlichen Situationen zu Höchstleistungen fähig sind. Es wandelt Kohlenhydrate, Proteine und Fett in Energie um, reduziert Entzündungen im Körper, unterstützt die Herzgesundheit und hält den Blutdruck in der normalen Bandbreite.

Kortisol wird zum „Todeshormon“, wenn es dauernd und über längere Zeit in zu hoher Konzentration im Blut zirkuliert. Durch die andauernde Produktion von Kortisol – zum Beispiel bei chronischem Stress – werden die Nebennieren geschwächt. Es entstehen entzündliche autoimmune Reaktionen im ganzen Körper. Die Hypothalamus-Pituitary-Adrenal-Feedback-Schlaufe reguliert die Kortisolproduktion. Alle Organe inkl. dem Immunsystem spüren die negativen Auswirkungen. Kortisol unterdrückt die Produktion von DHEA, Dehydroepiandrosteron (DHEA) – dem Anti-Stress-Hormon. DHEA ist ein wichtiger Vorläufer der weiblichen und männlichen Geschlechtshormone. Auffällig ist die sinkende Produktion von DHEA mit fortschreitendem Alter ab dem 30. Lebensjahr sowie dessen Mangel bei verschiedenen Erkrankungen.

Bei chronischem Stress wird auch während des Tages laufend Kortisol produziert. Der Kortisolspiegel im Blut bleibt konstant hoch. Wir haben am Abend Mühe zu entspannen und einzuschlafen. Die Erholung und Regeneration während der Nacht wird beeinträchtigt. Morgens stehen wir gerädert und müde auf.


 

Einfluss der Hormone auf unser Essverhalten

Ist ein Mensch gestresst, ändert er sein Essverhalten; Stress steigert seinen Appetit, Heißhungerattacken überfallen ihn. In solchen Momenten beißt er lieber in fette, süße oder salzige Nahrungsmittel als in eine Karotte.

Stress löst die Produktion von Kortisol aus. Kortisol setzt unseren Körper in Alarmbereitschaft und mobilisiert Energie aus den Fettzellen, damit die Muskeln Höchstleistungen erbringen können. Das Hormon sorgt gleichzeitig auch dafür, dass der Körper laufend die Fettdepots wieder auffüllt. Alles muss schnell gehen, damit genug Nachschub kommt. Der Körper weiß ja nicht, wie lange der „Kampf“ oder die „Flucht“ dauern wird. Der gestresste Körper sucht schnell verfügbare Energie. Die kriegt er aus einfachen Kohlenhydraten wie Zucker.

Beim chronischen Stress kommt es – anders als bei akutem Stress – nicht zum „Kampf“ oder zur „Flucht“. Die bereitgestellte Energie verpufft nicht. Es bleibt dem Körper nichts anderes übrig, als diese überschüssige Energie in die Körperfettdepots einzulagern. Und wie der Name sagt, dauert der Zustand mehrere Tage, Wochen oder sogar Monate an. Der chronische Stress bringt den Menschen in eine metabolische Schieflage – auf fortlaufende Fetteinlagerung programmiert.

 

Kunden, die Abnehmen wollen werden von Dave Dolle (l.) ganzheitlich betreut. Er berücksichtigt neben dem Training ausserdem Schlafgewohnheiten, Ernährung und Verhaltensmuster im Tagesablauf

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Bauchfett ist selbst aktiv

Es sind mehrere Vorgänge im Körper, welche es schwierig machen, aus dieser Schieflage herauszukommen. Einerseits sind es die Hormone, die Lust auf Zucker machen. Andererseits macht Zucker abhängig. Zucker spricht im Gehirn die gleichen Wohlfühlrezeptoren an wie Opiate und Kokain.

Ein Teufelskreis, der bei vielen Menschen zu schlechten Blutfettwerten, Übergewicht, Diabetes Typ 2 oder einer Kombination davon führt. Stressbedingtes Übergewicht setzt sich zudem nicht am ganzen Körper an, sondern hauptsächlich am Bauch um die Organe herum. Dieses Fett nennt sich viszerales Fett. Bauchfett sitzt nicht einfach nur da und macht eine unschöne Wampe. Nein, dieses Fett ist selbst aktiv. So wurden bislang mehr als 20 Hormone und verschiedene andere Substanzen gefunden, die von diesem Körperfett ins Blut abgegeben werden.

Es sind genau die Hormone, die mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gefäßleiden, Diabetes Typ 2 und einem erhöhten Risiko für Krebserkrankungen in Verbindung gebracht werden.

 


MASSNAHMEN, UM CHRONISCHEN STRESS ZU REDUZIEREN 

Zwingende Maßnahmen (nicht verhandelbar und nicht geeignet, um Kompromisse einzugehen):
– regelmäßig ausreichend schlafen (ca. 8 Stunden),
– gesunde natürliche Ernährung,
– Vitamine und Mineralstoffergänzung (unbedingt Bluttest machen lassen und von einem Nährstoffexperten die Dosierungen bestimmen lassen),
– Unterstützung durch das enge familiäre Umfeld organisieren und Verantwortung abgeben/teilen,
– täglich mindestens 5’000 Schritte draußen in der Natur gehen (besser 10‘000 Schritte!),
– lachen,
–  Urlaub und freie Tage langfristig einplanen.


 

Krank und depressiv

Ein konstant hoher Kortisolspiegel im Blut beeinflusst nicht nur unsere Hunger- und Sättigungshormone, sondern auch weitere wichtige Funktionen im Körper. Das Immunsystem leidet. Wer kennt das nicht: Gestresst, zu wenig Zeit und dann wird man auch noch krank. Gestresste Menschen sind öfter und länger von Erkältungen, Kopfschmerzen, Migräne etc. betroffen. Die Verdauung leidet unter Stress – von Durchfall über Blähungen und Verstopfung bis hin zu Völlegefühl und durchlässigem Darm kann alles stark von chronischem Stress beeinflusst und verschlimmert werden.

Die negativen körperlichen Folgen von chronischem Stress fördern zusammen mit dem aus dem Gleichgewicht gekommenen Hormonhaushalt schlechte Stimmung und münden nicht selten in Depressionen.

Impulsive Stressreaktionen

Aus langjähriger Arbeit mit Männern und Frauen weiß Romy Dollé, Fitnessexpertin und Personal Trainer, dass Männer und Frauen unterschiedlich auf chronischen Stress reagieren: „Männer suchen oft unbewusst eine Aktivität, mit der sie Stress abbauen können – sei dies mit noch mehr und/oder längeren Arbeitszeiten, extremem Fitnesstraining oder sie ziehen sich ganz zurück.

Frauen verhalten sich irrationaler unter chronischem Stress. Die Frau will alles und bürdet sich immer mehr auf, bis der Körper nicht mehr mitmacht. Sie wird es sich irgendwie einrichten, dass sie eine Stunde Zeit findet und joggen gehen kann. Egal, ob sie dafür Energie hat oder nicht. Sie quält sich über die Runden. Sie will es allen recht machen und opfert sich auf. Sie hadert mit sich selbst und gleichzeitig sabotiert sie sich mit Fressattacken und negativen Selbstgesprächen.“ „Auch die Männer bekämpfen unbewusst Stress mit Essen“, weiß Romy Dollé. Gestresste Männer seien impulsiv und würden oft schnell und viel essen.

Männer und Frauen, die zum Fitnesstraining kommen, um ihr Bauchfett loszuwerden, muss Romy Dollé oft zuerst aufklären, warum sich die Fettdepots am Bauch so prominent ansammeln. Gerade bei der Reduktion von Bauchfett sind seine Ratschläge ganz anders, als der Kunde es erwarten würde. „Bevor wir mit dem Fitnesstraining beginnen, bespreche ich mit den Kunden ihre Schlafgewohnheiten, ihre Ernährung, ihren Tagesablauf – und erst dann stelle ich ein passendes Krafttraining zusammen“, sagt Romy Dollé. Meistens müssen ihr Kunden früher ins Bett gehen, auf Kohlenhydrate zum Frühstück verzichten und die wichtigsten Mineralstoffe (z.B. Magnesium, Vitamin D etc.) ergänzen. Allein diese Massnahmen würden innerhalb von wenigen Wochen markant das Wohlbefinden steigern, Stress und Bauchfett reduzieren.

 


ESSEN OHNE STRESS

Diese Nährstoffe lösen positive Signale aus:
– reines Wasser (mind. 2 Liter pro Tag),
– gesunde natürlich Fette (Avocado, Kokosnussöl kalt gepresst, Olivenöl kalt gepresst, Butter),
– ausreichend Proteine (Wildlachs, Weiderind, Bio-Eier, Freilauf-Geflügel, Wild),
– viel biologisches Gemüse und wenig Früchte,
– eine Handvoll Nüsse pro Tag,
– abends eine stärkehaltige Kohlenhydratportion (z.B. Wurzelgemüse, Reis, Reisnudeln, Haferflocken),
– wenig Schokolade (mind. 70% Kakaogehalt).

Nicht zu empfehlen sind folgende Getränke und Nahrungsmittel:
– Kaffee und koffeinhaltige Getränke,
– zuckerhaltige Sodagetränke,
– Alkohol,
– Zucker und Zuckerersatzstoffe,
– alle künstlichen Zusatzstoffe (Aromen, Farbstoffe, Weichmacher, Stabilisatoren etc.),
– industriell hergestellte Pflanzenöle (Sonnenblumenöl, Erdnussöl, Margarine, Transfette – in den meisten Fertigprodukten und Fast Food enthalten).


 

Stressreduzierende Ernährung

Die Ernährung hat sehr viel Einfluss auf Körper und Geist. Wir können bei jedem Bissen unseren Körper und Geist positiv oder negativ beeinflussen (siehe Kasten). Wichtig ist es, dass in angespannten Zeiten nicht gehungert wird. Kalorienrestriktionen sind ein weiterer Stress für den Körper. Ausreichend Energie und Nährstoffe beruhigen das Gehirn und helfen, den Hormonhaushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Morgens ist es am besten, komplett auf Kohlenhydrate zu verzichten. Ein Frühstück mit gesunden natürlichen Fetten und Proteinen gibt dem Körper genau das, was er jetzt braucht – vereinfacht gesagt: lang anhaltende Energie aus den Fetten und Baustoffe für die Zellen aus den Proteinen. Ergänzt mit frischem Gemüse, hat der Körper alles, was er braucht, um optimal zu funktionieren. Ein Frühstück aus schnellen und/oder stärkehaltigen Kohlenhydraten wie Brötchen, Frühstücksflocken, Milchprodukten (Laktose) und/oder Früchten macht müde und schnell wieder hungrig.

 

Neben dem Training sind ausreichend Schlaf, der Verzicht auf Kohlenhydrate beim Frühstück sowie die Ergänzung wertvoller Nährstoffe (z.B. Magnesium, Vitamin D etc.) wichtige Massnahmen bei der Gewichtsreduktion

Neben dem Training sind ausreichend Schlaf, der Verzicht auf Kohlenhydrate beim Frühstück sowie die Ergänzung wertvoller Nährstoffe (z.B. Magnesium, Vitamin D etc.) wichtige Massnahmen bei der Gewichtsreduktion

Chronischen Stress reduzieren

Jeder Mensch nimmt Stress anders wahr. Für die einen ist das Abendessenkochen für Gäste Stress pur. Für jemand anderen ist dies ein Vergnügen. Manche Menschen blühen auf, wenn sie einen gefüllten Terminkalender haben. Andere fühlen sich schon beim Gedanken an die vielen Einträge in der Agenda gestresst.

Es ist daher wichtig, die persönlichen Stressoren eines Mitgliedes zu identifizieren. Was setzt ihn persönlich unter Druck? Was nervt ihn (begründet oder unbegründet)? Wer zieht ihm Energie weg? Wozu muss er sich jedes Mal überwinden? Erstellen Sie eine Liste. Ist die Liste erstellt, kann man in einer ruhigen Minute die Punkte durchgehen und analysieren. Fast zu jedem Punkt auf der persönlichen Stressoren-Liste gibt es Lösungen, die Situation zu entschärfen. Oft heißt es auch, ein Grundsatzgespräch mit seinen Mitmenschen zu führen und gemeinsam Lösungen zu finden.

Für Menschen, die sich immer unter Zeitdruck fühlen, ist es wichtig, den Tagesablauf neu zu strukturieren – Pausen einzubauen, die fix im Kalender eingetragen und eingehalten werden müssen. Die persönliche Gesundheit steht schließlich an erster Stelle.

Diesen Artikel findest du im Trainer-Magazin 6/16, geschrieben von
Romy Dollé | Pure-Food- und Paleo-Expertin, eidg. Dipl.- Bankfachfrau mit MBA sowie Geschäftsfrau und Ehefrau von Personal Trainer Dave Dollé.
Infos: www.romydolle.com

 


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