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Raus aus der Low-Carb-Falle!

Warum der Verzicht auf Kohlenhydrate nicht sinnvoll ist.

Bei vielen abnehmwilligen Menschen funktioniert der weitgehende Verzicht auf Kohlenhydrate zunächst: Die Pfunde purzeln. Schnell stagniert meist aber die Gewichtsabnahme und ihre Leistungsfähigkeit sinkt. Caroline Cornfine zeigt auf, warum das so ist.

Viel Eiweiß, wenig Fett und kaum Kohlenhydrate – das ist der Standardplan, nach dem heutzutage die meisten Diätpläne umgesetzt werden. Low Carb gilt seit einigen Jahren als bewährte Strategie, um langfristig Gewicht zu verlieren, und der Erfolg dieser Ernährungsweise bestätigt dies zunächst. Gewichtsverluste von bis zu zwei Kilogramm gleich in den ersten Tagen sind bei Low-Carb-Diäten keine Seltenheit. Doch bereits kurze Zeit später macht sich in der Regel Frustration breit. Der Zeiger auf der Waage stagniert, da der Gewichtsverlust nur auf im Körper gespeichertes Wasser zurückzuführen ist; dafür gehen die gute Laune, das Konzentrationsvermögen und die sportliche Leistungsfähigkeit in den Keller.

Energieträger Nummer eins

Niemand käme auf die Idee, sein Auto statt mit Benzin oder Diesel mit Essig zu betanken. Mit Rapsöl schon eher. Damit mögen einige Autos sogar fahren, aber die maximale Leistung kann der Motor nur mit dem optimalen Treibstoff bringen. Mit unserem Körper verhält es sich ganz ähnlich. Auf Kohlenhydrate zu verzichten bedeutet, dem Körper seine wichtigste und effizienteste Energiequelle zu entziehen. Zwar können auch Eiweiße und Fette zur Energiegewinnung herangezogen werden, allerdings bedeuten diese Stoffwechselprozesse für den Körper erheblich mehr Aufwand. Dazu kommt, dass Organe wie
das Gehirn, die roten Blutkörperchen oder das Nierenmark einzig und allein Glukose, die einfachste
Form der Kohlenhydrate, verwerten können. Dies ist der Grund, warum Müdigkeit, Abgeschlagenheit
und Konzentrationsschwäche die ersten Zeichen sind, die nach einigen Tagen mit nur geringer Kohlenhydratzufuhr zu beobachten sind. Dem Gehirn und dem zentralen Nervensystem fehlt Energie – und die Leistungsfähigkeit wird auf ein Minimum gedrosselt, um mit den spärlich vorhandenen Energieressourcen zu haushalten.

Zu Unrecht verteufelt

Wieso haftet Kohlenhydraten das Image an, dick und träge zu machen? Verantwortlich hierfür ist die Stoffwechsellage, die sich nach einer kohlenhydratreichen Mahlzeit zu Anfang einstellt. Kohlenhydrate können vom Körper nur unter Ausschüttung von Insulin, einem Hormon, das in der Bauchspeicheldrüse produziert wird, in die Organe und die Muskulatur aufgenommen werden. Insulin hemmt aber gleichzeitig die Fettverbrennung, weshalb Nahrungsfette erstmal in den körpereigenen Fettdepots gespeichert werden. Eine Gleichung, die im ersten Augenblick logisch klingt. Komplett auf Kohlenhydrate zu verzichten, hält den Körper in einer Stoffwechsellage, in der Fettverbrennung möglich ist. Somit lässt sich „einfach“ und schnell Gewicht verlieren.

Die Bilanz zählt

Wer eisern ist und mit Müdigkeit sowie schlechter Laune umgehen kann, für den kann Low Carb wirklich ein Weg sein, um erfolgreich abzunehmen. Doch für die meisten ist es das nicht – und es ist auch nicht nötig. Denn tatsächlich sind nicht die Kohlenhydrate schuld, dass immer mehr Menschen – und auffallend viele Kinder – an Übergewicht, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden, sondern zu viel essen. Denn entscheidend dafür, ob wir zunehmen oder Gewicht verlieren, ist am Ende des Tages die Kalorienbilanz. Wer mehr isst, als er am Tag verbraucht, nimmt zu. Wer weniger isst, nimmt ab. So einfach ist es – und doch so schwer!

Die guten Seiten der Kohlenhydrate

Trotzdem: Nicht alle Kohlenhydrate sind eine gute Wahl! Wer sich nur von Weißmehl, Zucker (oder Honig, Dicksäften etc.) sowie hoch verarbeiteten Kartoffelprodukten (Stärkemehl, Pommes frites, Chips) ernährt, wird mit Sicherheit nicht fit, schlank und leistungsfähig – selbst wenn die Kalorienbilanz ausgeglichen sein sollte. Denn kohlenhydrathaltige Lebensmittel liefern unserem Körper im Idealfall weit mehr als nur pure Energie. Naturbelassene Kohlenhydratquellen wie Vollkorngetreide, (Süß-)Kartoffeln, Hülsenfrüchte (Kichererbsen, Bohnen, Linsen) oder Pseudogetreide wie Quinoa, Buchweizen oder Amaranth sind vollgepackt mit Vitaminen und Mineralstoffen, allen voran aber mit Ballaststoffen, die einen großen gesundheitlichen Nutzen haben. Ballaststoffe sind die zentrale Nahrungsquelle unserer Darmflora. Und in diesem Punkt ist sich die Wissenschaft einig: Je gesünder die Darmflora, desto gesünder und fitter der Mensch.

Fazit

  • Kohlenhydrate sind für unseren Körper lebenswichtig.
  • Nicht zu viele Kohlenhydrate machen dick und krank, sondern zu viel Essen.
  • Es gibt gute und schlechte Kohlenhydrate.
  • Je naturbelassener ein Lebensmittel ist, desto gesünder ist es und wir können es bedenkenlos zu uns nehmen.

 

BUCHTIPP
C. Cornfine: Raus aus der Low- Carb Falle – Warum man auch mit Brot, Nudeln & Co. fit, schlank und leistungsfähig wird. eo Verlag, 132 Seiten, 19,95 Euro

Caroline Cornfine | Die Ernährungswissenschaftlerin (Master of Science) und ausgebildete Journalistin arbeitet hauptberuflich als Redakteurin und Autorin. Seit 2008 hat die Erdingerin ihre Leidenschaft zum Ausdauersport entdeckt und fühlt sich besonders auf den längeren Strecken wie (Ultra-) Marathons und Langdistanztriathlons zu Hause.

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