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Parkour verlagert sich in die Fitnessclubs

Parkour verlagert sich in die Fitnessclubs

Die Helden der Straße ziehen um

In England hat Parkour die Fitnessclubs erreicht. Durch den anhaltenden Trend zu Functional Training und CrossFit findet Parkour nicht mehr ausschließlich auf britischen Straßen statt – der Trend verlagert sich in die Fitnessstudios.

Etabliert wurde Parkour in den 1980er-Jahren von dem Franzosen David Belle. Er absolvierte mit seinem Vater Geländeläufe im Wald und übertrug das Ganze später auf die Stadt. Gewagte Sprünge, Balance- und Kraftakte an Treppen, Geländern und Mauern erfordern mehr als Muskeln: Dieser Sport verlangt eine gute Körperbeherrschung. Die Entwicklungen beim Training mit dem eigenen Körpergewicht und natürlichen Bewegungsabläufen hat Parkour zu einem ganz neuen Thema in der Fitnessindustrie gemacht.

In England verlagert sich das akrobatische Training jetzt von der Straße in die Fitnessstudios. Mit dem Chainstore Gym wurde im Oktober 2014 im Osten von London das erste Fitnessstudio für Parkour und Freerunning eröffnet. Der Fitnessclub bietet neben einem ausgebauten Parkourbereich auch Functional Training, einen Freihantelbereich und andere Fitnesskurse an. Auch Tanz steht auf dem Programm.

 



 

 

Sicherheitsausrüstung

Neben Herausforderungen wie hohen Wänden, die es zu bezwingen gilt, Treppen, Winkeln und Vorsprüngen gibt es hier im Gegenteil zur Straße eine Sicherheitsausrüstung mit Matten und Polstern. So können auch Anfänger gezielt und mit reduziertem Verletzungsrisiko trainieren – und zwar unabhängig vom Wetter. Den Machern der Anlage geht es nicht nur darum, Hindernisse zu überwinden, sondern dabei die Kraft des eigenen Körpergewichts zu nutzen. Zur Einrichtung gehört neben speziellen Aufbauten für Parkour auch eine Trainingszone für Functional Training. Zusätzlich wird Personal Training angeboten. Dieses Angebot macht den Gyms in London Konkurrenz.

 

„Die Halle“ im Oberhafenquartier in Hamburg

Der Chainstore Gym im Osten von London ist das erste Fitnessstudio für Parkour und Freerunning mit einer Zone für Functional Training

Parkour wird erwachsen

Parkour findet auch in Deutschland immer mehr Anhänger. Zudem sind die Teenager aus den Anfängen des Parkour älter geworden und gründen jetzt mit ihrem Wissen neue Unternehmen. Sichere Aufbauten mit Matten und Polstern machen die Sportart für Einsteiger attraktiv. Die Nachfrage nach Kursen ist groß. Aber das bisherige Angebot im Turnhallenambiente reicht einigen Trainern nicht mehr: Sie stellen sich professionell auf.

In Köln gibt es das „Stuntwerk“. Zuerst als Kletterhalle gedacht, entwickelte sich in einer lichtdurchfluteten ehemaligen Industriehalle auf dem Carlswerk-Gelände in Köln-Mülheim eine Sportwelt, die Bouldern, Parkour, Functional Training und Physiotherapie miteinander verbindet. Diese Angebote machen angesagten Sportanlagen Konkurrenz. Besonders die jüngere Generation zieht es in die neuen Hallen.

Auch in Hamburg gibt es seit Mai 2016 die erste Halle für Parkour in Norddeutschland. Die Halle 4 befindet sich im Oberhafenquartier in der Nähe des alten Güterbahnhofs südlich der Deichtorhallen. Im Oberhafenquartier soll in den nächsten Jahren ein Kreativzentrum entstehen, das in Hamburg seinesgleichen sucht. Der rund 6,7 ha große ehemalige Güterbahnhof bietet dabei genug Platz für Gastronomie, Sportflächen und eine bunte Vielfalt kultureller und künstlerischer Nutzungen. Jetzt schon ein Geheimtipp für junge Hamburger.

„Die Halle“ im Oberhafenquartier in Hamburg. Foto: Olaf Janko

„Die Halle“ im Oberhafenquartier in Hamburg. Foto: Olaf Janko

 

„Die Halle“ in Hamburg

Träger des Projekts „Die Halle“ ist der gemeinnützige Verein Parkour Creation e.V. Hinter dem Verein stehen Traceure (so werden die Parkourläufer genannt) aus Hamburg wie Sebastian Ploog, der Vorsitzende des Vereins Parkour Creation.

Das Projekt basiert bislang ausschließlich auf unentgeltlichem Eigenengagement der Gründungsmitglieder und der großen Hilfsbereitschaft von freiwilligen Helfern aus der Parkourszene und deren Freunden. Die Halle ist noch nicht ganz fertig, aber bereits seit Mai 2016 geöffnet. Der Verein bietet in der Halle schon Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene an. Auch Trainings für Kinder und Yoga stehen auf dem Programm. Die 530 m2 große Fläche bietet auch Platz für Capoeira und Tricking, das Springen ohne Hindernisse. Außerdem gibt es freie Trainingszeiten ohne Anleitung.

Ein Vorteil des Hallentrainings ist der Schutz vor Wind und Wetter. So können parkourbegeisterte Hamburger auch trainieren, wenn die Hindernisse draußen zu rutschig sind. Ein weiterer Vorteil des Indoortrainings ist, dass man schwierige Bewegungen mit großer Verletzungsgefahr zuerst mit federnden Matten üben kann. Besonders bei Kindern und Teenagern ist Parkour angesagt. Sie können, in den Hallen vor wesentlichen Verletzungsrisiken geschützt, die Grundlagen zum Springen, Landen, Schwingen und für Wallrunning sowie Ideen zur Überwindung der Hindernisse erlernen.

Selbst Kindergeburtstage können in der Halle gebucht werden. So sorgt die erste Generation der Traceure selbst für ihren Nachwuchs. Nachwuchs, der einem Fitnessclub vielleicht fernbleiben könnte. Neben dem Projekt „Die Halle – Parkour Creation Center Oberhafen“ sind die Macher der Anlage mit einem mobilen Parkour-Park bei Veranstaltungen im öffentlichen Raum unterwegs.

 

ParkourFIT

In Berlin hat Ben Scheffler, Gründer von „ParkourONE“, als Parkourcoach ein breites Trainingsangebot etabliert. Darunter auch ein Angebot für ein generelles Fitnesstraining. Mit ParkourFIT bietet der Coach Fitness losgelöst vom ganzheitlichen Parkourtraining innerhalb eines Personal Trainings an. Mittlerweile hat sich „ParkourONE“ auch auf den Aufbau von Parkourflächen und –hallen spezialisiert. Noch sind die Anhänger von Parkour mit ihren Angeboten keine starke Konkurrenz für Fitnessanlagen.

Das kann sich jedoch in den nächsten Jahren ändern. Wer Platz hat und ungenutzte Kursräume für den Trendsport umbaut, kann sich in diesem Bereich noch ein neues Standbein aufbauen. Besonders dann, wenn man einen Sportclub mit junger Zielgruppe leitet, ist ein Ausbau in Richtung Parkour sicher eine gute Investition.

Den Artikel findest du im Trainer-Magazin 5/16, geschrieben von Rita Hoogestraat

 



 

 

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